2013年2月24日日曜日
Movie Review : Gesichter des Teufels
Originaltitel : Deadly Blessing
Regie : Wes Craven
Musik : James Horner
Darsteller : Maren Jensen, Sharon Stone, Ernest Borgnine etc.
Herstellungsland : USA
Erscheinungsjahr : 1981
Dt. Release : 1982
Martha und Jim Schmidt haben eine gemeinsame Farm auf dem Lande und stehen kurz vorm einjährigen Jubiläum ihrer Hochzeit.
Direkt neben der Farm liegt das Gebiet der Hitties, eines armischen Kultes. Jim gehörte einst diesem Kult an, doch als er Martha heiratete und den Traditionen entsagte, wurde er von seinem eigenen Vater aus dem Kult vertrieben. Seitdem meidet der Kult jeglichen Kontakt mit dem Paar. Doch eines Tages hat Jim einen tödlichen Unfall mit seinem Traktor. Plötzlich ist Martha in dieser feindlichen Gegend alleine und fühlt sich von dem Kult eingeschüchtert. Sie erhält Besuch von ihren Freundinnen Lana und Vicky, welche ihr über diese harte Zeit hinweghelfen wollen. Doch es dauert nicht lange, bis weitere Todesfälle passieren. Doch ist der Kult dafür verantwortlich oder der vom Kult gefürchtete Incubus? Die Freundinnen sind in Gefahr...
Die beiden Autoren Glenn M. Benest und Matthew Barr verdienten ihren Lebensunterhalt, indem sie Bücher fürs Theater schrieben. Früh wurde den beiden Autoren klar, dass sie sich damit nicht lange finanziell über Wasser halten könnten. So beschlossen sie schließlich, Drehbücher für Filme zu schreiben. Zu jener Zeit waren okkulte Horrorfilme sehr beliebt, weswegen beide Autoren einen solchen schreiben wollten. Schnell stellte sich heraus, dass Beide ein großes Interesse an der Kultur der Armisch hatten. Dies waren Gemeinden, die aus völlig freiem Willen ein Leben wie vor 100 Jahren führten, sprich : keine Autos, keine Telefone etc. Einen Horrorfilm basierend auf dieser Kultur hatte es noch nie zuvor gegeben und schien der ideale Schauplatz zu sein. Die Arbeit an dem Drehbuch sollte sich 4 Jahre hinziehen, so dass Glenn M. Benest in der Zwischenzeit das Drehbuch zu "Night Kill - Eine tödliche Bedrohung" schrieb. Dieses stieß bei Polygram Pictures auf eine positive Resonanz und bekam grünes Licht. Für die Regie wurde der noch relativ unbekante Wes Craven verpflichtet. Dieser hatte zwar mit "Das letzte Haus links" und "Hügel der blutigen Augen" bereits Spuren im Horror-Genre hinterlassen, feierte aber noch keinen großen Erfolg wie andere Kollegen. "Night Kill" wurde als TV Film abgedreht und sorgte für hohe Einschaltquoten, so dass Polygram Pictures direkt Interesse an weiteren Drehbüchern von Benest hatten. Dieser hatte mit Barr soeben das Drehbuch zu "Gesichter des Teufels" fertiggestellt und das Studio war so dermaßen begeistert, dass es dieses Drehbuch zu einem Kinofilm umfunktionierte. Für die Regie wurde erneut Wes Craven verpflichtet und dieser fügte dem Drehbuch weitere Horror-Elemente hinzu. Die Dreharbeiten verliefen reibungslos, doch als man dem Studio den fertigen Film vorführte, zeigten sich die Geldgeber nicht sehr zufrieden. Es fehlte ihnen ein schockierendes Ende, und so wurde Wes Craven eines der kontroversesten Filmenenden aller Zeiten aufgezwungen, von welchem sich alle Beteiligten bis heute distanzieren. An den Kinokassen konnte der Film gerade mal 8 Millionen Dollar einspielen und hinterließ keinen bleibenden Eindruck im Genre.
Der Film beginnt mit satanisch angehauchten Klängen, die glatt dem Klassiker "Das Omen" entliehen sein könnten und diese werden von diversen Fotos unterlegt. Bei Betrachtung dieser Standbilder könnte man annehmen, das der Film im vergangenen Jahrhundert spielt, was von der ersten Szene sogar noch unterstützt wird. Denn in dieser sieht man Farmer das Pfeld pflügen und eine Stimme erzählt von einem finsteren Geheimnis, welches bald ans Tageslicht kommen würde. Kurz darauf wird das Ehepaar Schmidt eingeführt, welches nicht nur modern gekleidet ist, sondern sogar einen Traktor besitzt. Der Film spielt also in der Moderne. Als einer der jungen Farmer einem der Schmidts zuwinkt, wird dieser von seinem Vater zurecht gewiesen, dass die Gemeinde mit solchen Teufeln nichts mehr zu tun habe. Hier präsentiert sich direkt ein sehr faszinierendes Szenario, da die Nachbarn des Ehepaares zum Großteil aus diesen sogenannten Hitties bestehen und diese haben keinerlei Kommunikationsbedarf. Es werden noch 2 weitere Nachbarn eingeführt, welche von einem geistig zurückgebliebenen Hittie terrorisiert werden. Wie man das Blatt auch dreht und wendet, in diesen ersten 10 Minuten wirkt der Hittie Kult auf anhieb bedrohlich. Das die Kultanhänger dabei ständig vom schrecklichen Incubus sprechen, verstärkt den scheinbaren Wahnsinn des Kultes noch. Erste Spannungsmomente entstehen, als wer bei Nacht in das Haus der Schmidts eindringt und Ehemann Jim dies bemerkt. Er folgt dem Unbekannten in die Scheune und wird dort von seinem eigenen Traktor überrollt. Ab diesem Moment spielt der Film sein faszinierendes Szenario völlig aus. Martha Schmidt ist plötzlich auf sich alleine gestellt und ihre Hittie Nachbarn sind keine Hilfe. Diese sehen in Martha eine Ausgeburt des Bösen, wodurch es vermehrt zu Konfliktsituationen kommt. Es herrscht eine mysteriöse und bedrohliche Stimmung vor, in welcher man die Eigenarten des Kultes vermehrt kennenlernt. Diese Szenen gehören zu den stärksten des Films, da diese ein völlig anderes und faszinierendes Weltbild zeigen. Es dauert nicht lange, bis Marthas Freunde zu Besuch kommen und ab diesem Augenblick nimmt der Film mächtig an Fahrt auf. Es folgen weitere Tote, doch wo Jims Tod noch als Unfall geltend gemacht werden konnte, tragen die Anderen die Handschrift eines eiskalten Killers. Dieser hat es nicht nur auf die Hitties abgesehen, sondern auch auf Martha und ihre Freunde. Gerade da der Killer diese völlig unterschiedlichen Welten gleichzeitig angreift, ist es sehr schwer die Identität des Killers zu erraten. Auf der anderen Seite ist es auch unklar, ob die Greueltaten überhaupt von einem Menschen begangen werden. Die Albträume von Lana, in welchen selbst eine Spinne in ihren Mund springt, verwirren dabei noch zusätzlich, da deren Bedeutung zunächst unklar scheinen. Dieses bedrückende Szenario der Einsamkeit des Farmlebens sorft für eine sehr gekonnte Gruselatmosphäre. Doch neben der eigentlichen Horror-Story, bietet der Film einen weiteren Handlungsstrang. Jims Bruder John Schmidt hegt großes Interesse an einer Freundin von Martha und versucht seinem hinterwäldlerlichem Leben zu entkommen. So steht der junge Mann zwischen Tradition und Neugier und läuft Gefahr, ebenfalls von seinem Vater verstoßen zu werden. Dieser zweite Handlungsstrang erlaubt noch tiefere Einblicke in das Leben des Kultes und wirkt niemals langweilig oder aufgesetzt. Beide Handlungsstränge, so unterschiedlich sie auch sein mögen, gehen harmonisch ineinander über und machen das Werk zu einem homogenen Ganzen. Das beim schockierenden Finale noch ein dritter Handlungsstrang enthüllt wird, dürfte wohl fast jeden aus dem Sessel reissen. Das diese 3 Handlungsstränge trotzdem so harmonisch funktionieren, ist den Köpfen dreier Drehbuchautoren zu verdanken.
Gedreht wurde auf einer echten Farm, wodurch man sich die Extrakosten für die Sets sparen konnte und dem ganzen Treiben einen authentischen Look verpassen konnte. An Spezialeffekten gibt es nicht sonderlich viel zu sehen, da sich der Film an klassischen Horrorfilmen orientiert. Blut ist relativ wenig zu sehen und abgesehen von einem explodierenden Auto, gibt es auch keine großen Effekteszenen. Der aufwendigste Effekt, dürfte dabei noch der Incubus sein, dessen Kostüm aufgrund der Beleuchtung leider kaum sichtbar ist.
Die Hauptrolle der Martha Schmidt wird von der unbekannten Maren Jensen verkörpert, die ihrer Rolle ein sehr glaubwürdiges Leben einhaucht und direkt Sympathien für sich verbuchen kann.
Ihr zur Seite stehen mit Susan Buckner und Sharon Stone 2 weitere talentierte Schauspielerinnen und vorallem Sharon Stone gibt hier bereits eine Kostprobe ihres Könnens. Diese 3 jungen Frauen harmonieren perfekt miteinander und legen eine fantastische Leistung an den Tag. Darsteller Jeff East kennen Horrorfans bereits aus "Night Kill" und spielt die Rolle des John Schmidt sehr glaubwürdig und symphatisch. Sein fanatischer Vater, und Sektenoberhaupt, wird hingegen von Oscarpreisträger Ernest Borgnine dargestellt und der legendäre Mime läuft zur Höchstform auf. Doch der Film kann auch bei seiner musikalischen Untermalung sehr viele Pluspunkte sammeln. So stammt die Musik vom damals noch unbekannten James Horner, welcher sich eindeutig von anderen Okkult Horrorfilmen inspirieren ließ. Nicht umsonst klingt das Hauptthema des Filmes so, als stamme es aus dem Klassiker "Das Omen". Doch diese Musik wirkt niemals aufgesetzt, sondern passt wie die Faust aufs Auge. Horners Musik ist sehr atmosphärisch und steigert die bedrückende Atmosphäre immens. Das er dabei auf orchestrale Musik setzt, ist nur ein weiterer Pluspunkt.
FAZIT
"Gesichter des Teufels" gehört zu den unbekanntesten Filmen aus Wes Cravens Karriere, weil dieser aus der uninspirierten Zeit des Regisseurs stammt. Craven brauchte Geld und nahm Regieaufträge an, einer dieser Aufträge war schließlich "Gesichter des Teufels".
Doch bedeutet das hier nichts schlechtes, da Craven einen sehr originellen Horrorfilm abgeliefert hat. Einen Horrorfilm, vorm Hintergrund des Armisch Kultes, hatte es noch nie zuvor gegeben und dementsprechend interessant gestaltet sich das ganze Szenario.
Craven und seine Drehbuchautoren sind sich dieser Faszination bewusst und nehmen sich deswegen viel Zeit, um den Kult mit all seinen Eigenarten vorzustellen. Dies ist nicht nur ungemein interessant, sondern erschwert die Tätersuche um einiges. Überhaupt macht der Film einen sehr guten Job darin, seine Auflösung so lang wie möglich geheimzuhalten. Man kann sich bis zur Auflösung nie genau sicher sein, ob der Killer ein Mitglied des Kultes, der Incubus persönlich und gar wer völlig anderes ist. Dadurch bleibt der Film konstant spannend und viele spannende Szenen, wie die Schlange in der Badewanne, unterstützen diese Spannung noch. In diesen Szenen zeigt Craven sein Können, allen vorran in der Schlangenszene, welche er Jahre später in abgewandelter Form wiederverwenden sollte.
Die vielen Traumsequenzen sind ebenfalls sehr bizarr und surreal. Da kann selbst aus einer harmlosen Spinne eine echte Bedrohung werden. Craven besitzt ein sehr feines Gespühr für unterschweligen Horror, der für ein angenehmes Unwohlsein beim Zuschauer sorgt. Das er diesmal nicht völlig in der Realität behaftet bleiben musste, führt zu einer etwas verspielteren Regie, welche selbst unbedeutenden Dingen eine Bedeutung vorgaukelt. Was mich auch sehr begeistert hat, war der zweite Handlungsstrang um den Hittie der den Kult verlassen will. Diese Geschichte um einen Mann, der die moderne Welt und Liebe für sich entdeckt, wirkt niemals aufgesetzt oder störend. Dies liegt an den symphatischen Darstellern und dem interessanten Szenario des Films. Das sich dieser Handlungsstrang derart gut mit der Horror-Story verträgt, ist schon als ein kleiner Kunstgriff zu bezeichnen. Es gibt schließlich genug Horrorfilme, bei denen nichtmal ein einzelner Handlungsstrang zu überzeugen weiß. Das der Film wirklich fantastische Akteure und einen genialen Soundtrack vorzuweisen hat, macht den Streifen nur noch attraktiver. Leider gibt es in der Mitte des Films doch einige, wenige Längen, die den Sehspaß etwas trüben. Aber sieht man über diese hinweg, erwartet einen mit "Gesichter des Teufels" ein sehr unterhaltsamer und auch faszinierender Horrorfilm, den man so schnell nicht wieder vergisst. Für dieses Unvergessen sorgt alleine schon das Ende. Dieses führt unerwartet einen dritten Handlungsstrang ein und man wird mit einem großen und überraschenden Fragezeichen zurückgelassen. Obwohl dieses kontroverse Ende erst im Nachhinein eingeführt wurde, fügt sich dieser dritte Handlungsstrang doch sehr homogen in das Gesamtwerk ein. Dies mag natürlich jeder anders sehen, aber wohl niemand kann von sich behaupten, er habe dieses Ende kommen sehen. Alles in allem ist "Gesichter des Teufels" ein sehr atmosphärischer und aussergewöhnlicher Horrorfilm geworden. Leider trüben einige Längen den Spaß etwas und ohne das kontroverse Ende wäre der Film in seiner Aussage besser gewesen. Ein weiterer sehr guter Horrorfilm von Altmeister Wes Craven!
08 / 10
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