2013年2月17日日曜日

Movie Review : Tanz der Totenköpfe




Originaltitel : The Legend of Hell House

Regie :  John Hough

Musik : Delia Derbyshire und Brian Hodgson

Darsteller : Clive Revill, Pamela Franklin, Roddy McDowall etc.

Herstellungsland : Großbritannien

Erscheinungsjahr : 1973

Dt. Release : 26. Juli 1974




Der reiche Industrielle Rudolph Deutsch ist schwerkrank und möchte wissen, ob es ein Leben nach dem Tode gibt.
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, engagiert er den Physiker Dr. Barrett, dessen Frau und die beiden Medien Ben Fisher und Florence. Gemeinsam sollen sie das legendäre "Hell House" untersuchen und herausfinden, ob dieses wirklich verflucht ist oder nicht. Das "Hell House" gilt als der Mount Everest aller Geisterhäuser, was Dr. Barrett sehr an dem Haus begeistert. Recht frühzeitig nimmt das Medium Florence Kontakt mit einem Geist auf, doch Dr. Barrett zweifelt an den Fähigkeiten von Florence. Doch als die Geister Florence und auch weitere Mitglieder der Gruppe attackieren, kann auch Dr. Barrett sich nicht länger blind stellen. Etwas Böses lauert im "Hell House" und verlangt nach neuen Opfern...



Richard Matheson galt als einer der größten Autoren des Horror und Sci-Fi Genres.Ganz besonders sein Buch "Ich bin Legende" schrieb Geschichte und ist bis heute der Ideenlieferant unzähliger Weltuntergangs- und Zombiefilme. Ende der 60er Jahre beschloss der Autor zur Abwechslung eine 'normale' Horrorgeschichte zu schreiben. "Das Geheimnis von Hill Haus" galt als der beste Geisterhaus Roman aller Zeiten und dessen Verfilmung stand diesem Ruf in nichts nach. Ambitioniert wie Matheson es nunmal war, wollte er die Geschichte des Hill Hauses bei weitem übertreffen. So erzählte sein Buch schließlich eine ähnliche Geschichte und der Titel "Das Höllenhaus" deutete bereits an, dass man es hier mit dem bösesten aller Häuser zu tun haben würde. Die Grausamkeiten und sexuellen Untertöne des Buches schockierten die Leser im Jahre 1971 und weckten das Interesse von Produzent James H. Nicholson. Nicholson hatte seit 1954 zusammen mit Samuel Z. Arkoff für American International Pictures gearbeitet und hatte die Firma verlassen, um schließlich sein eigenes Produktionsstudio auf die Beine zu stellen. Das britische Horrorkino hatte seine Glanzzeiten verloren, da selbst die Filme der Hammer Film Studios niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken konnten. Doch die Geschichte um das Höllenhaus, schien für Nicholson genau die Wirkung zu haben, die das britische Horrorkino so sehr benötigte. Er sicherte sich die Verfilmungsrechte und bot Matheson den Posten als Drehbuchschreiber an, welcher diesen auch mit Freuden annahm. Für Matheson war schnell klar, dass Buch und Film völlig verschiedene Medien waren und manche Dinge, die man in ein Buch packen konnte, in einen Film nichts zu suchen hatten. So änderte der Autor seine Geschichte ab und zog auch viele sexuelle Untertöne und Gewaltszenen zurück, schließlich wollte man eine Freigabe für den Film bekommen. In John Hough, der zuvor für Hammer "Draculas Hexenjagd" abgedreht hatte, fand man schließlich einen Genre erfahrenen Regisseur, der dringend neue Arbeit suchte. Die Darsteller waren auch schnell gefunden und mit Pamela Franklin, aus dem legendären "Schloss des Schreckens", hatte man sogar einen sehr bekannten Namen mit an Bord. Die Dreharbeiten begannen im Oktober 1972 und endeten kurz vor einer großen Tragödie, weil bereits im Dezember 1972 der Produzent Nicholson an einem Gehirntumor verstarb.  Sein Studio setzte ohne ihn die Arbeit an den Film fort und das Höllenhaus stürmte im Juni 1973 die britischen Kinos. Der Film konnte dem britischen Horrorkino nicht den Schub verpassen, den man sich erhofft hatte, gilt aber heute als einer der besten Geisterhaus Filme.



Der Film beginnt in einer Kunstausstellung, in welcher Dr. Barrett den im Rollstuhl sitzenden Rudolph Deutsch trifft. Dieser macht dem Professor ein gutes Jobangebot und möchte, dass dieser im "Hell House" eine Antwort auf die Frage nach dem Tod findet. In dieser anfänglichen Dialogszene steckt eine Kälte zwischen den beiden Charakteren, die sofort für eine unsichere Distanz beim Zuschauer führt. Doch es geht direkt kalt weiter, als Barrett seiner Frau erzählt, dass das "Hell House" der Mount Everest aller Geisterhäuser sei und man 2 Medien mitnehmen müsse. Die beiden Medien Ben Fischer und Florence werden auch zügig abgeholt, wobei auch diese Szenen ungewohnt kalt wirken. Diese Szenen werden von einer düsteren Musik untermalt und weder die Abholer, noch die Abgeholten strahlen bei der Begegnung einen Hauch von Freundlichkeit aus. Dieses Kältegefühl findet schließlich seinen Höhepunkt, als die Charaktere im nebelverhangenen "Hell House" ankommen. Dieses düstere Haus wirkt kalt und finster, was von der finsteren Musikuntermalung noch verdeutlicht wird. Natürlich wird das Haus auch zügig betreten und hier strahlt der Film sofort eine völlig neue Atmosphäre aus. Wirkte das Haus von außen gruselig, so wirkt es von innen bösartig. Dabei wirken die Sets völlig normal, doch die düstere Ausleuchtung und merkwürdigen Statuen verleihen dem Haus auf Anhieb eine Präsenz des Bösen. Das sich in dem Haus auch noch ein unheimliches Kloster befindet, stellt dabei nur das Sahnehäufchen dar. Hier erfährt man auch erstmals, dass das Medium Ben Fischer bereits zuvor in dem Haus gewesen ist und es als einzig Überlebender verlassen hatte. Was damals aber geschehen ist, bleibt noch lange Zeit im Dunkeln. Statt sich mit dieser Frage zu beschäftigen, geht der Film rasant weiter und bietet eine erste Seance-Sitzung mit Florence. Diese nimmt auch direkt Kontakt mit einem Geist auf, welcher durch ihren Mund spricht und alle zur Flucht auffordert. In dieser kurzen Szene kann der Film bereits viel Spannung aufbauen, obwohl diese erste paranormale Aktivität etwas früh zu kommen scheint. Jedoch ist diese Szene wichtig, da der gesamte weitere Verlauf auf dieser Szene aufbaut. Denn Dr. Barrett hat Zweifel an die Fähigkeiten von Florence, welche sich wie eine roter Faden durch den gesamten Film ziehen. Und auf der anderen Seite hat Florence ihre erste Geisterbegegnung, von denen noch viele weitere folgen sollen. Der Geist sucht des nachts das Zimmer von Florence auf, da er ihr etwas mitteilen will und sie um hilfe bittet. Diese Szenen sind atmosphärisch sehr dicht, weil die "Stimme" des Geistes (zumindest im englischen Original) unglaublich böse klingt. Da kann es einem schonmal die Nackenhaare hochtreiben und man wünscht sich, das die junge Frau den Kontakt mit dem Geist einstellt. Die Identität dieses Geistes beschäftigt jedoch Florence und den Zuschauer für die nächsten 20 Minuten. Doch diese Suche ist gewiss nicht langweilig, da schon früh klar wird, dass das "Hell House" ein noch viel größeres Geheimnis birgt. Dies wird besonders in der Szene deutlich, in welcher Barretts Frau dem Liebesspiel zweier Steinfiguren zusieht und danach selbst besessen von sexuellen Trieben durch das Haus schleicht. Diese typischen Gruselszenen sind grandios gefilmt und verfehlen dabei ihre Wirkung keinesfalls, doch das alles hat man in ähnlicher Ausführung in anderen Geisterhaus Filmen bereits gesehen. Doch dies war nur der atmosphärische Auftakt, weil die Beziehung von Florence zu dem Geist eine unerwartete Wendung nimmt. Die hilflose Seele zeigt nun ihr wahres Gesicht und quält die junge Frau. So wird Florence von einer besessenen Katze angegriffen, von dem Geist vergewaltigt und schließlich blutig gekratzt und geschlagen. Diese Szenen werden zwar nur angedeutet, doch entsteht dadurch ein wahres Schreckensszenario im Kopf des Zuschauers. Aus der zuvor leicht gruseligen Geistergeschichte ist nun ein abgrundtief bösartiges Werk geworden, in welchem jugendliche Naivität auf grausamste Art und Weise bestraft wird. Als Dr. Barrett mithilfe einer neuen Maschine das Haus schließlich von allen paranormalen Aktivitäten befreien will, spitzt sich die Situation zu und der Geist wird endgültig gewalttätig.
Die zuvor aufgebaute Gruselatmosphäre, mit bösem Touch, ist nun einer Atmosphäre des Bösen gewichen. Die Sets sind dunkler, das gruselige Kloster ist öfters zu sehen und auch die finstere Stimme des Geistes öfter zu hören. Diese Atmosphäre steigert sich schließlich bis zu einem bitterbösen, jedoch anti-klimatischen Finale, in welchem das Geheimnis des Spuks endlich aufgedeckt wird. Doch bis dahin ist es ein langer und düsterer Weg, den man als Zuschauer so schnell nicht wieder vergessen wird.



Wie bereits erwähnt, sind die Sets wirklich großartig geworden und das Haus strahlt etwas bösartiges aus. Selbst in der ersten Hausszene, in welcher das Haus von Nebel umhüllt ist, wirkt es unheimlich und böse. Wirklich sehr toll gemacht. Die Musik stammt von den beiden Komponisten Delia Derbyshire und Brian Hodgson, welche dem gesamten Werk elektronische Gruselmusik verpasst haben.  Obwohl die Musik gewiss nicht zu den Besten des Genres gehört, strahlt diese eine Kälte aus, die perfekt mit den Bildern harmoniert und die Atmosphäre noch verdichtet. Da es sich um einen alten Gruselfilm handelt, gibt es hier nicht wirklich viele Spezialeffekte zu bewundern. Hier etwas Blut, dort fängt etwas Feuer oder Geschirr explodiert. Dies ist alles sehr ordentlich und realistisch inszeniert und verfehlt seine Wirkung nicht. Bei den Schauspielern ging man keine Kompromisse ein, gerade weil es nur sehr wenige Charaktere in diesem Film gibt. Dr. Barrett wird sehr überzeugend von Clive Revill dargestellt. Dieser stellt den zweifelnden und später wütenden Physiker auf sehr glaubwürdige Art und Weise dar, obwohl er die Rolle eines Antagonisten einnimmt. Neben ihm brilliert Pamela Franklin als das Medium Florence. Diese konnte im Kindesalter im Gruselklassiker "Schloss des Schreckens" bereits ihr Talent zeigen und läuft hier zur höchstform auf. Ihre Naivität wirkt niemals aufgesetzt und der Horror der ihr wiederfährt, wirkt durch ihr symphatisches Schauspiel umso schockierender. Gayle Hunnicutt and Roddy McDowall spielen ihre Charaktere zwar auch sehr überzeugend, haben allerdings einen leichten Hang zum Overacting, durch welches ihre Leistungen einen faden Nachgeschmack hinterlassen. Die restlichen Schauspieler nehmen im Grunde nur Statistenrollen ein.



FAZIT



"Tanz der Totenköpfe", welch ein reisserischer Titel, doch tanzende Totenköpfe gibt es hier nicht zu bestaunen. Der Originaltitel "Die Legende vom Höllenhaus" ist da schon passender, da dieser Film auf viel Mystik und Geheimnisse setzt. Dieser feine Spukhaus Film von John Hough hat mit Trash absolut nichts zu tun, sondern setzt vielmehr auf Atmosphäre und Spannung. Ich mochte ja Houghs  Vampirfilm "Draculas Hexenjagd" schon sehr gerne, weswegen ich große Erwartungen an seinem zweiten Horrorfilm hatte. Das er bei diesem völlig auf Splatterszenen verzichtet, ist sehr überraschend, da sogar die Buchvorlage mit ausschweifenden Gewalteinlagen nicht zu geizen wusste. So verlässt man sich hier, in guter, alter Spukhaus Tradition, stattdessen lieber auf die Geschichte und eine düstere Atmosphäre. Die Geschichte reißt dabei keine Bäume aus, da sie wie ein Remake des Überklassikers "Bis das Blut gefriert" wirkt. Natürlich hat die Geschichte einige unerwartete Wendungen und auch eigene Ideen, aber man wird nie das Gefühl los, das man das alles schonmal gesehen hat. Dies ist natürlich sehr schade, allen voran, da die Geschichte aus der Feder des legendären Richard Matheson stammt. Dafür punktet die Atmosphäre umso mehr und hält sich konstant aufrecht. Ja, das "Hell House" wirkt böse, sei es die Beleuchtung, die Wanddekorationen oder gar der Nebel vor dem Haus. All dies wirkt von Anfang an nicht einladend und sorgt für eine gekonnte Gruselatmosphäre. Ganz besonders das kleine Kloster stellt einen Höhepunkt dar und wirkt sehr bösartig und verdorben. Das ein Haus mit einer derart bedrohlichen Ausstrahlung auch bedrohliche Bewohner haben muss, versteht sich natürlich von selbst. Der Geist des Filmes besitzt die wohl bösartigste Flüsterstimme, die ich jemals gehört habe und wirkt von Anfang an bedrohlich. Das die junge Florence dieser bedrohlich wirkenden Erscheinung trotzdem helfen will, bleibt natürlich nicht ohne Konsequenzen. Florence mag dank ihrer Jugend der wohl naivste Charakter des Films sein, jedoch ist sie mit ihrer Hilfsbereitschaft auch die symphatischste Figur in diesem Werk. Das ausgerechnet die "gute" Figur mit dem größten Grauen konfrontiert wird, wie Prügel und Vergewaltigung, ist untypisch für das Genre und wirkt schockierend. Zwar werden diese Szenen nur angedeutet, aber das Kopfkino verrichtet den Rest. Man fühlt mit ihr, vorallem, da trotz all der Foltereien Dr. Barrett ihr weiterhin nicht glauben will. Sie ist alleine in ihrer Situation und jede Nacht kehrt der Geist in ihr Zimmer zurück.  Diese Momente heben "Tanz der Totenköpfe" von anderen Spukhaus Filmen ab und machen ihn zu einer düstereren und perverseren Version ähnlicher Geschichten. Andere böse Geisterfilme wie "Entity", wo eine Frau täglich von einem Geist verprügelt und vergewaltigt wird, fanden hier ihren Ursprung. Es sind diese Momente, die aus "Tanz der Totenköpfe" einen Klassiker machen. Man würze das alles mit einer konstanten Gruselatmosphäre, guten Schauspielern und finsterer Filmmusik und das Werk des Grauens ist perfekt. Leider nicht ganz perfekt, da der Film sich anfangs kaum Zeit für die Einführung seiner Figuren lässt. Der erste Geist macht sich schon bemerkbar, ehe man die einzelnen Figuren überhaupt erst kennengelernt hat. Dieses übertriebene Tempo wirkt etwas deplaziert und bewirkt eine Distanz zum Geschehen. Man kann schlecht mitfiebern, wenn die Geschichte sich keine Zeit für die Charaktere nimmt. Zwar legt der Film später ein etwas langsameres Tempo an den Tag, um seine Charaktere besser auszuleuchten, doch geschieht dies in einer Phase, in denen die Geisterangriffe die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers bekommen haben. Das man trotzdem mit Florence mitfühlt, liegt an ihrer symphatischen Darstellung, der brutalen Übergriffe des Geistes und dem tollen Schauspiel von Pamela Franklin. Das Schicksal der anderen Personen, konnte mich dagegen nicht wirklich mitreissen. Tja schade, "Tanz der Totenköpfe" macht so verdammt viel richtig und doch wiederum soviel falsch. Die schlechten Charakterzeichnungen und die abgenutzte Geschichte sind große Negativpunkte und verwehren dem Film den Klassikerstatus. Zwar kann der Film mit einer tollen Atmosphäre, guter Musik und guten Schauspielern punkten, doch reicht dies nicht um die offensichtlichen Schwächen zu überspielen. Trotzdem ist "Tanz der Totenköpfe" ein sehr guter Spukhaus Film geworden und zählt nicht grundlos zu den besten 5 Spukhausfilmen.
Ein wirklich bitterböses Vergnügen!


08 / 10




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