2013年2月25日月曜日
Movie Review : Mutants (2009)
Originaltitel : Mutants
Regie : David Morlet
Musik : Thomas Couzinier
Darsteller : Hélène de Fougerolles, Francis Renaud, Dida Diafat etc.
Herstellungsland : Frankreich
Erscheinungsjahr : 2009
Dt. Release : 5. Februar 2010
Ein Virus ist ausgebrochen und hat binnen weniger Monate den Großteil der Menschheit in blutrünstige Zombies verwandelt. In diesem Chaos sucht das Paar Marco und Sonia nach der Militärstation NOAH, welche Überlebenden Schutz bieten soll.
Das Paar nimmt eine Soldatin mit und die Situation zwischen den Überlebenden eskaliert. Die Soldatin stirbt und Marco wird angeschossen. Sonia kann sich mit Marco noch rechtzeitig in ein verlassenes Krankenhaus retten, wo sie seine Wunden versorgt.
Doch dort macht sie eine schreckliche Entdeckung, denn Marco hat sich mit dem Virus infiziert und wird langsam selbst zum Zombie. Doch die schwangere Sonia muss bald feststellen, dass Marco nicht die einzige potentielle Bedrohung ist...
Ende der 2000er boomte der französische Horrorfilm wie seit den 70ern nicht mehr und jedes angekündigte Projekt erweckte internationales Interesse. Viele Sponsoren bissen auch sofort bei französischen Horror-Drehbüchern an, so dass viele junge französische Regisseure ihre Chance gekommen sahen. So auch der Neuling David Morlet, welcher schon seit Jahren ins Filmgeschäft einsteigen wollte. Statt einen Slasher- oder Folterfilm zu machen, entschied er sich für das wieder langsam ausklingende Zombie-Genre. Dieses wurde von der aktuellen Welle französischer Horrorfilme stiefmütterlich vernachlässigt und klang sehr erfolgsversprechend. Zusammen mit Louis-Paul Desanges schrieb Morlet ein ungewöhnliches Drehbuch, welches bei vielen Sponsoren direkt auf Anklang stieß. Die Dreharbeiten gingen flott von statten und früh wurde die internationale Werbetrommel gerührt. Und es funktionierte, denn das Interesse an diesem französischen Zombieschocker war groß. Letzten Endes entstand ein derart großer Hype, dass der eigentliche Film viele enttäuschte Zuschauer zurücklies und schnell in der Versenkung verschwand. Schuld daran, dürfte die irreführende Werbung gewesen sein, welche einen gewöhnlichen Zombieschocker made in France versprach.
Der Film beginnt mit einer kurzen Texteinblendung, welche über den Ausbruch des Viruses informiert und wie dieser den Großteil der Menschheit ausgelöscht hat. In der nächsen Szene sieht man bereits eine verletzte Frau, die durch einen Wald rennt und auf der Flucht vor den titelgebenden Kreaturen ist. Auffällig dabei ist die kühle Farbgebung und das Setting. Die Farben sind von einem düsteren Blauton umgeben und überall liegt Schnee, wodurch eine sehr kalte Atmosphäre aufgebaut wird. Kaum auf der Straße angekommen, wird die Frau von einem Krankenwagen zerfetzt und der Zuschauer direkt aus dem Sessel gerissen. In diesem Krankenwagen befinden sich Marco und Sonia, sowie 2 Soldaten, von denen einer allerdings schwer verletzt ist. Die Situation ist chaotisch und das Paar traut den Soldaten nicht über den Weg. Der verletzte Soldat wird zügig erschossen und es wird nach Benzin gesucht. Als ein Autist auf die Gruppe stößt, eskaliert die Situation schließlich, die Soldatin wird erschossen und Marco angeschossen. In diesen ersten 15 Minuten wird die chaotische Situation sehr kalt, spannend und glaubwürdig dargestellt. Dabei hat man in diesen Szenen nichtmal einen Zombie gesehen. Das Paar flüchtet sich in ein verlassenes Krankenhaus und ab diesem Moment fährt der Film mehrere Gänge zurück und schlägt einen sehr ungewöhnlichen Weg ein. Wie sich herausstellt, hat sich Marco mit dem Virus infiziert und mutiert langsam zum Zombie. Das Besondere daran : Die Verwandlung dauert bis zu 3 Tage. Dies gibt dem Film genug Zeit, um ein Thema zu behandeln, welches auf diese Art und Weise noch nie in einem Zombiefilm behandelt wurde : Sterbehilfe. Sofort nach Bekanntwerdung seiner Krankheit will Marco sich umbringen, doch Sonia hindert ihn daran, weil sie ihn liebt und die Hoffnung auf Heilung nicht aufgeben will. Nach und nach macht Marco schmerzhafte, körperliche Veränderungen durch, während Sonia alles tut, um ihren Geliebten am Leben zu halten. Doch wenn der Partner im Grunde sterben will und leidet, wo hört da die Liebe auf und beginnt die Selbstsüchtigkeit? Ist es in Ordnung einen anderen Menschen derart leiden zu lassen, nur weil man selbst nicht loslassen will? Dieses Thema wird sehr seriös behandelt und in kalten und hoffnungslosen Bildern dargestellt. Marco mutiert immer mehr zum blutrünsigen Monstrum, doch Sonia will einfach nicht die Hoffnung aufgeben. Das ist sehr harter Filmstoff und obwohl Sonias Aktionen menschlich nachvollziehbar sind, kann man sie für ihr Verhalten nur verachten. Das der Film solche Emotionen im Zuschauer hervorrufen kann, ohne den Charakteren irgendeine Hintergrundgeschichte zu geben, ist als kleiner Kunstgriff zu bezeichnen. Natürlich tauchen gegen Ende weitere Überlebende und Zombies auf, um dem ernsten Thema wieder etwas Luft zu verschaffen und die Zombiefans zufrieden zu stellen. Aber die Aussage bleibt erhalten und die Frage, wie man selbst in Sonias Situation handeln würde, schwirrt auch nach dem Film im Kopf des Zuschauers herum. Das schaffen nicht viele Zombiefilme.
Das Set des kalten Krankenhauses ist in sehr düstere Bilder getaucht und wirkt niemals heimisch. Insgesamt gibt es sehr wenige Sets, doch die wenig vorhandenen wirken sehr überzeugend. Überzeugend wirken auch die Masken der Zombies. Zwar gibt es nicht viele Zombies zu sehen, wohl aus Budgetgründen, aber die Wenigen die man sieht tragen sehr hochwertige und schleimige Masken. Ähnlich verhält es sich mit den wenigen Splattereffekten und Marcos Verwandlung, die ebenfalls sehr realistisch und brutal daherkommen. Das Spezialeffekteteam hat eindeutig seine Hausaufgaben gemacht. Die Hauptrolle der Sonia wird von Hélène de Fougerolles verkörpert, welche nicht nur Ähnlichkeiten mit Asia Argento hat, sondern auch sehr überzeugend spielt. Da man als Zuschauer wirklich nichts über ihren Charakter erfährt, sondern nur über ihre Situation, macht ihr überzeugendes Schauspiel umso beeindruckender. Marco wird hingegen von Francis Renaud verkörpert, der die Rolle des langsam mutierenden und verzweiifelten Mannes sehr realistisch und überzeugend spielt. Seine Augen sagen oft mehr als tausend Worte und machen ihn zu einem der großen Pluspunkte des Films. Die Darsteller der restlichen Überlebenden können hingegen nicht großartig überzeugen, was auch an ihren sehr unsymphatischen Rollen liegt. Der Komponist Thomas Couzinier legt einen sehr guten Soundtrack vor, welcher vorallem beim letzten Zusammentreffen von Sonia und Marco sehr zu punkten weiß. Zwar gewiss kein Meisterwerk, aber jedes Stück passt wie die Faust aufs Auge.
FAZIT
Als ich das erste Mal von "Mutants" hörte, erwartete ich einen knallharten französischen Horrorfilm ohne Tiefgang, denn solchen besaßen die modernen Filme fast alle nicht.
Umso überraschter war ich, als "Mutants" genau dies bot und sich damit von seinen Genrekollegen positiv abhob. Die gesamte Aufmachung des Films ist sehr originell und es stellt sich die Frage, wieso noch niemand zuvor die Thematik so ausgiebig behandelt hat. Wie ich ja bereits erwähnt hatte, dreht sich der Film im Grunde um die Frage, ob man einen geliebten Menschen nicht gehen lassen sollte, wenn dieser grauenvolle Qualen erleidet. Dieses Thema ist den ganzen Film über präsent, da der infizierte Marco mehr als nur einmal deutlich macht, dass er lieber sterben will statt zum Zombie zu mutieren. Seine Frau Sonia hingegen glaubt an ein rechtzeitiges Gegenmittel und tut deshalb alles, um ihren leidenden Mann so lang wie möglich am Leben zu halten. Das dies moralisch sehr fragwürdig ist, dürfte jedem klar sein, doch dieses Szenario ist dermaßen realistisch, das ich selbst nicht wüsste was ich tun würde. Trotzdem entwickelte ich für Sonia mit fortlaufender Spieldauer eine gewisse Abneigung, da viele ihrer späteren Handlungen mehr als selbstsüchtig waren und Marco unnötig darunter leiden musste. Der Film tut sehr gut daran, dass er in einer Chaossituation beginnt, dabei aber seine Antagonisten nicht zeigt. Man weiß nicht wie die Zombies aussehen und erst durch Marcos langsame Verwandlung bekommt man eine Vorstellung davon, was vor den Toren des Krankenhauses lauert. Dieser ruhige Ton des Films hat mir wirklich sehr gut gefallen, da dieser genug Raum für Gefühle in dieser kalten Situation lässt. Obwohl man über beide Figuren im Grunde nichts erfährt, fiebert man mit, weil man sich in diese Situation hineinversetzen kann. Leider verliert der Film gegen Ende seinen Mut, da Regisseur David Morlet plötzlich unsymphatische weitere Überlebende einführt und am Ende eine Zombie-Invasion über diese hereinbrechen lässt. Natürlich tut er dies, weil das Publikum und die Sponsoren sowas von einem Zombiefilm erwarten. Trotzdem wäre es faszinierender gewesen, wenn die Marco und Sonia Thematik eiskalt bis zum Ende durchgezogen worden wäre. Es hätte einer der psychologisch heftigsten Horrfilme aller Zeiten werden können. So begnügt man sich am Ende mit den typischen Zombie-Attacken, Splatterszenen und eine der schlimmsten Shack-Cams die mir je untergekommen ist. Es ist löblich, dass Morlet selbst dieser krasse Stilbruch bewusst ist und er sich beim Finale noch einmal Zeit für Marco und Sonia nimmt. So haben beide ihren letzten Moment fernab des restlichen Chaoses und es ist das wohl beste Ende, das Morlet diesen beiden Figuren geben konnte. Das dieser Film derart gut funktioniert liegt nicht nur an seinen kalten Bildern, sondern allen vorran an den Darstellern von Marco und Sonia. Beide haben eine Chemie, die auf anhieb glaubhaft erscheint und gerade Marcos Leidensweg ist grandios gespielt. Leider verliert der Film gegen Ende mit den neuen, unsymphatischen Überlebenden einiges an Faszination und verkommt zur Standard Zombiekost, was wirklich negativ auffällt. "Mutants" ist aufgrund seiner tiefgründigen Thematik und langsamen Erzählweise kein Zombiefilm für Jedermann und wer hier einen knüppelharten Schocker aus Frankreich erwartet, dürfte enttäuscht werden. Für alle Anderen stellt "Mutants" einen der interessantesten Filme des Zombie-Genres dar, welcher endlich eine Thematik aufgreift, an die sich kein anderer Zombiefilm derart intensiv herangewagt hatte. Das macht "Mutants" zu einem sehr erwachsenen und unangenehmen Erlebnis, welches sich positiv von anderen Frankreich Schockern hervorhebt. Nur sollte man sich im klaren sein, dass diese Thematik auch nach Filmende einen noch verfolgen wird.
Ganz großes Kino mit einigen Schwächen!
07 / 10
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