2013年2月11日月曜日

Movie Review : Schloss des Schreckens



Originaltitel : The Innocents

Regie :  Jack Clayton

Musik : Goerge Auric

Darsteller : Deborah Kerr, Martin Stephens, Pamela Franklin etc.

Herstellungsland : Großbritannien

Erscheinungsjahr : 1961

Dt. Release : 25. Mai 1962




Die junge Gouvernante Miss Giddens liebt Kinder über alles und erhält eines Tages einen schier unglaublichen Job. Sie soll sich um die Erziehung von 2 Waisenkindern in einem entlegenen Herrenhaus kümmern. Miss Giddens ist von der Pracht des Hauses überwältigt und auch die beiden Waisenkinder Flora und Miles schließt sie schnell in ihr Herz. Doch eines Tages sieht sie einen fremden Mann auf dem Dach des Hauses, welchen niemand anderes gesehen haben will. Miss Giddens beginnt an sich selbst zu zweifeln, als ihr der unheimliche Mann erneut erscheint. Wie sie jedoch erfährt, ist dieser Mann bereits seit einem Jahr tot. Hat sie etwa einen Geist gesehen? Und warum benehmen sich die Kinder zunehmend merkwürdiger? Je mehr Miss Giddens nachforscht, umso sicherer ist sie sich, einem finsteren Geheimnis auf der Spur zu sein. Einem Geheimnis, welches die Leben der beiden Kinder bedroht. Sie kommt schließlich zu dem Schluss, dass die beiden Kinder besessen seien und das nur sie die Geister noch aufhalten könne...



Im Jahre 1898 schrieb der Autor Henry James mit seiner Novelle "Das Durchdrehen der Schraube" eine der legendärsten und unheimlichsten Geistergeschichten aller Zeiten. Die Geschichte wurde schnell zu einem Kulturgut der britischen Literatur. So blieb die Geschichte auch dem jungen Jack Clayton nicht verborgen, den diese Geschichte im Alter von 10 Jahren in die Hände fiel. Die Geschichte erschreckte den kleinen Jungen beinahe zu Tode und brannte sich auf ewig in dessen Gedächtnis ein. Jahrzehnte später wurde aus Jack Clayton schließlich ein anerkannter Filmregisseur, dessen Werke viel Lob ernteten. Nach einer Oscar-Nominierung fühlte er sich endlich bereit, sein größtes Traumprojekt zu verwirklichen : Eine Verfilmung von "Das Durchdrehen der Schraube." Durch Zufall entdeckte er eine Anzeige, welche von einem Theaterstück des Buches handelte. In diesem Theaterstück wurde der Titel in "Die Unschuldsengel" unbenannt, wass Jack Clayton sehr gefiel. Er war nicht nur von dem Theaterstück begeistert, sondern erfuhr auch, dass 20th Century Fox die Rechte an selbigem und damit auch die Rechte an dem Buch hatten. So wandte sich der Regisseur an das große Filmstudio, um eine Verfilmung in Gang zu setzen. In Zeiten, in denen die Kinoleinwände von radioaktiv verseuchten Monstren und Außerirdischen heimgesucht wurden, klang diese Verfilmung nicht nach einer lukrativen Idee. Doch all dies sollte sich ändern, als das Filmstudio Hammer mit "Frankensteins Fluch" und "Dracula" den klassischen Gothic Horror zurückbrachten und damit weltweit große Erfolge für sich verbuchen konnten. Mit einem Schlag stellte man Jack Clayton ein großes Budget zur Verfügung und lies ihm sogar völlig freie Hand. Dies stellte sich für Clayton als Segen heraus, weil er von den Filmen der Hammer Studios nicht viel hielt. Diese mögen zwar eine gothische Atmosphäre gehabt haben, waren aber aufgrund ihrer Farbgebung und Gewalt eher auf Schocks ausgelegt. Zumindest empfand Clayton dies so und orientierte sich lieber an die alten Universal Monsters Filme. So sollte alles in schwarz / weiß gedreht werden und der Film durch gekonnte Licht und Schattenspiele für unheimliche Stimmung sorgen. Insgesamt wurde das Drehbuch von 3 verschiedenen Drehbuchautoren abgeändert, welche ihre Drehbücher an dem Theaterstück orientierten. So nutzte Clayton den Titel "Die Unschuldsengel" schließlich auch für seine Verfilmung. Nachdem man endlich die passenden Drehorte gefunden hatte, begann die Suche nach den Schauspielern und auch da wollte Clayton keine Kompromisse eingehen. Für die Hauptrolle engagierte er die talentierte Deborah Kerr, welche die Rolle ihres Lebens spielen sollte. Die Suche nach geeigneten Kinderdarstellern war sehr langwierig, doch schließlich fand Clayton auch diese. Die Dreharbeiten gingen problemlos von statten und innerhalb weniger Monate war der Film fertig und stürmte die britischen Kinos. Die britischen Zuschauer und Kritiker waren sich nicht einig, in welche Schublade sie den Film stecken sollten. Laut den meisten Filmkritikern fiel der Film weder in die Hammer Kategorie, noch in die des Arthouse Kinos. So fristete der Film ein Schattendasein hinter Hammer und sollte erst viele Jahrzehnte später die ihm zustehende Aufmerksamkeit erlangen.



Der Film beginnt auf eine sehr untypische Art und Weise, die man so zuvor noch nicht gesehen hat. Das Bild ist schwarz und ein unheimliches Kinderlied ertönt und sorgt für erste Gruselmomente. Während dieses gruselige Lied weiterläuft, erscheint langsam das 20th Century Fox Logo und das Lied findet endlich ein Ende.
Nach dieser höchst atmosphärischen Einführung, geht es nach den Credits atmosphärisch weiter. Man sieht eine weinende und betende Frau, die sagt : "Ich wollte die Kinder nicht zerstören, ich wollte sie retten." Mit diesem simplen Zitat wird direkt das Interesse des Zuschauers geweckt, da Fragen wie "Welche Kinder?" und "Wovor retten?" sich sofort in den Kopf des Zuschauers brennen. Nachdem also das Interesse geweckt wurde, geht der Film zurück an den Anfang der Geschichte. Hier lernt man nun erstmals die zuvor gesehene Frau kennen, welche sich als Gouvernante Miss Giddens einem reichen Landsherren vorstellt. Dieser ist der Onkel von 2 Waisenkindern, für welche er selbst keine Zeit hat und deshalb Miss Giddens mit der Aufsicht und Erziehung der Kinder beauftragt. In diesem Dialog erfährt man auch, dass es zuvor bereits eine Gouvernante gegeben hatte, welche aus nicht erwähnten Gründen zu Tode kam. Und wieder ein Hinweis, der für die spätere Geschichte wichtig sein könnte. Miss Giddens fährt daraufhin ins entlegene Landhaus, um ihren Job anzutreten. Dort lernt sie die kleine Flora am See kennen, welche zuvor von Jemanden gerufen wurde. Miss Giddens spricht nicht viel später die Haushälterin des Hauses auf diese Rufe an, doch diese verneint jegliche Rufe nach Flora. Wen hat Miss Giddens dann nach dem Kind rufen gehört? Miss Giddens schläft mit Flora in einem Zimmer und als Miss Giddens einschläft, stellt sich das kleine Mädchen an ein Fenster, summt das gruselige Kinderlied und lächelt Jemanden zu. Obwohl in diesen vielen Momenten noch eigentlich überhaupt nichts passiert ist, erzeugt der Film eine unglaublich dichte Atmosphäre. Es sind Kleinigkeiten, die für viele Fragen sorgen und bereits deutlich machen, dass in diesem Landshaus irgendetwas nicht stimmt.
Der Schrecken wird eher unbewusst beim Zuschauer erzeugt, da er sich fragt wer Flora rief, wem sie zulächelt, woran die alte Gouvernante starb und wovor Miss Giddens die Kinder retten wollte. Das man sich bereits derart unwohl fühlt, ohne das überhaupt etwas passiert ist, ist eine atmosphärische Glanzleistung. Es dauert auch nicht lange, bis Floras Bruder Miles in die Geschichte eingeführt wird. Dieser zeigt sich sehr intelligent und in seiner Redegewandheit begabt, was den Jungen von anfang an misstrauisch erscheinen lässt. Den ersten Gruselhöhepunkt gibt es schließlich im Garten, als Miss Giddens das Kinderlied hört und plötzlich alles still wird. Sie blickt verwirrt um sich, bis sie auf dem Häuserdach einen unheimlichen Mann erblickt, welcher sich eigentlich nicht in dem Gebäude befinden dürfte. Von diesem Augenblick an steigert sich der Film zu einer Achterbahnfahrt des Schreckens, da immer öfter seltsame Gestalten in dem Haus umherhuschen. Sind das Geister oder nur Einbildungen von Miss Giddens? Die Antwort darauf, ist der rote Faden des Films und bleibt bis zum Ende hin spannend. Ebenso wie die scheinbare Besessenheit der Kinder, denn ist der kleine Miles besessen, oder ist er einfach nur so intelligent wie ein Erwachsener? Fragen über Fragen welche die Spannung konstant aufrecht erhalten und die Gruselatmosphäre auf einem hohen Niveau halten.
Die Geistererscheinungen gehören dabei zu den Besten des Genres, man denke nurmal an die unheimliche Frau im See. Es regnet und Miss Giddens blickt den im Regen stehenden Geist an. Dieser rührt sich jedoch nicht und blickt einfach nur zurück. Gänsehaut pur! Den absoluten Gruselhöhepunkt stellt jene Szene dar, in welcher Miss Giddens mit Kerzenleuchter bewaffnet bei nacht durch das Haus schleicht. Überall herrscht Stille, mal sind Stimmen zu hören und man sieht nur das, was das Licht des Kerzenleuchters erhellt. Doch welch Schrecken verbergen sich außerhalb des Lichts und tuscheln? Eine der ganz großen Gruselszenen des Genres. Es wird vollständig auf irgendwelche Effekthaschereien verzichtet, da die gesamte Atmosphäre von der Geschichte und dem Zusammenspiel von Licht und Schatten erzeugt wird. Licht und Schatten entwickeln förmlich einen eigenen Charakter, so dass jede Geisterfratze, wie eine Ausgeburt der Hölle wirkt.



Sehr unterstützend für diese dichte Atmosphäre ist auch das Landhaus, in welchem vor Ort gedreht werden konnte. Dieses ist nicht nur riesig und verwinkelt, sondern strahlt eine wahrlich gespenstische Atmosphäre aus. Die Musuk von Goerge Auric unterstützt das gruselige Treiben auf gekonnte Art und Weise. In vielen Momenten hält er sich mit der Musik zurück und lässt lieber die eigentlichen Bilder sprechen. Sein Gespühr für das richtige Zusammenspiel von Bild und Musik ist erstklassig und verhilft dem Film zu einer grandios atmosphärischen Musikuntermalung. Alleine der gelungene Einsatz des gruseligen Kinderliedes sollte dabei keineswegs unerwähnt bleiben. Wenn ein Horrorfilm fast vollständig auf irgendwelche Spezialeffekte verzichtet, braucht er natürlich sehr gute Schauspieler, um jegliche Defizite überspielen zu können. Mit Deborah Kerr konnte eine wahrhaftig grandiose Schauspielerin für die Rolle der Miss Giddens gewonnen werden. Ihr Charakter steckt derart voller Liebe und Mitgefühl, dass man diese Gouvernante einfach nur lieben muss. Doch auf der anderen Seite fürchtet sie sich vor den unheimlichen Vorgängen und will diese trotzdem bekämpfen, um die Kinder vor diesen zu schützen. Deborah Kerr spielt diese komplexe Frauenrolle derart gekonnt, dass sie nie wie eine bloße Schauspielerin wirkt. Die sehr junge Pamela Franklin spielt die kleine Flora und geht in ihrer Rolle als unschuldiges Kind voll auf. Trotzdem verblasst sie gegen Martin Stephens, der ihren Bruder Miles spielt. Genre Fans dürfte er noch bestens durch seine Rolle, als Oberhaupt der außerirdischen Kinder, aus "Das Dorf der Verdammten" bekannt sein. Dieser kleine Junge bietet Deborah Kerr gekonnt die Stirn und spielt den unheimlichen Miles derart gekonnt, das man diesem Jungen zu keiner Zeit vertrauen schenken mag. Er wirkt nicht wie ein Kind, sondern eher wie der große Gegenspieler in diesem Machwerk des Grauens!



FAZIT



"Schloss des Schreckens" erschien zu einer Zeit, als man sich in England immer mehr an Horrorfilme in Farbe gewöhnte und auch blutige Szenen keine Seltenheit mehr darstellten.
Da wirkte dieser Film natürlich altbacken, aber genau das war die Absicht von Regisseur Jack Clayton. Im Grunde war es die beste Entscheidung, welche der in Amerika geborene Regisseur treffen konnte. Denn eine derart atmosphärische Geistergeschichte, hätte einfach nicht zum Stil der Hammer Film Studios gepasst. Eine Geschichte wie diese, durfte nicht von bloßen Spezialeffekten getragen werden. Und so setzte man hier stattdessen auf gekonnte Ausstattung, düstere Lichtspielereien, tolle Schauspieler und eine geniale Story. Das Endergebnis gehört zu den gruseligsten Filmen, die ich je gesehen habe und das völlig ohne Erschreckszenen. Die Atmosphäre ist von Anfang an dicht, ohne das irgendwas passiert ist. Aber es gibt bereits viele Kleinigkeiten, die nicht in das Gesamtbild passen wollen und bei mir direkt für Unbehagen gesorgt haben. Richtig grandios und beeindruckend wurde es dann im Garten, wo Miss Giddens den ersten Geist auf dem Dach des Hauses erblickt. Wie erst das Kinderlied ertönt und dann plötzlich alles totenstill wird, als der Geist erscheint, ist eine inszenatorische Meisterleistung. Dazu gibt es noch einen Überblendeffekt, welcher den Geist nicht von dieser Welt wirken lässt. Das ist ganz großes Gruselkino! Doch mit dieser Szene fing der Spuk erst an und sollte sich noch um Welten steigern. Allen voran die unheimliche Geisterfrau im See ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Wie sie da einfach steht, regungslos und ohne jegliche Mimik, ließ mir regelrecht die Nackenhaare zu Berge stehen. Doch dies sind nur die großen und offensichtlichen Gruselszenen des Filmes, in denen dem Zuschauer das Grauen ins Gesicht geschlagen wird. Viel verstörender dagegen, sind die vielen Andeutungen, welche den Gruseleffekt in die Höhe treiben. Die Kinder sprechen ständig von einem Geheimnis, welches denn gewahrt werden müsse. Doch sind es überhaupt noch Kinder, oder stecken die Geister des Hauses in den kleinen Körpern und versuchen ihre Identität geheimzuhalten? Solche Fragen beschäftigen einen als Zuschauer und machen den Film sehr gruselig. Oder man nehme nurmal das Gedicht von Miles, spricht da wirklich ein kleines Kind, oder doch ein teuflischer Geist? Miss Giddens sieht in all diesen Dingen natürlich Werke des Teufels, doch wie empfindet man diese Szenen als Zuschauer? Gerade da Miss Giddens die Identifikationsfigur des Films ist, nehmen wir Zuschauer die Dinge genauso bedrohlich wahr wie sie und fürchten uns. Doch am Ende bleibt natürlich die Frage, ob sich Miss Giddens die Vorkomnisse nicht selbst einbildet. Denn weder die Haushälterin, noch die Kinder wollen die Geister ebenfalls gesehen haben. Da Miss Giddens die Kinder für besessen hält, traut man selbst als Zuschauer den Worten der Kinder nicht. Doch andererseits, was wäre, wenn die Kinder die Wahrheit sagen und Miss Giddens einfach nur durchdreht? Diese unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten machen aus "Schloss des Schreckens" schließlich einen ungewöhnlich tiefsinnigen Geisterfilm. Man weiß selbst als Zuschauer mit der Zeit nicht mehr, wem man trauen kann und wem nicht. Man klammert sich natürlich an die symphatische Hauptfigur Miss Giddens und versucht die Dinge so zu sehen wie sie, doch darf man ihr überhaupt trauen? Das möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, weil "Schloss des Schreckens" ein äußerst interpretationswürdiger Film ist. Wie bereits erwähnt, sind die Auftritte der Geister meisterhaft inszeniert worden und sorgen für Gruselstimmung. Die unheimlichste Szene ist allerdings der nächtliche Spaziergang von Miss Giddens durchs Haus. Sie trägt nur einen Kerzenleuchter bei sich und dieser erhellt nur Miss Giddens. Jedóch hört man ständig teuflisches Geflüster in der Dunkelheit, doch das Licht des Kerzenleuchters reicht nicht weit genug, um den flüsternden Schrecken ein Gesicht zu geben. Eine sehr gruselige Szene!
Kurzum gesagt bietet "Schloss des Schreckens" alles, wonach anspruchsvolle Horrorfans suchen.
Einer der ganz großen Klassiker des Gruselkinos!


10 / 10




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